Parklandschaft Tempelhof
Die herausragende Qualität des Entwurfskonzepts liegt in der Leitidee, die sich aus einer intensiven Auseinandersetzung mit der städtebaulichen Figur und Maßstäblichkeit des Flughafengebäudes und des weitläufigen Geländes entwickelt hat. Das eröffnet die Chance, dem Ort eine neue, starke Identität von überregionaler Ausstrahlungskraft zu geben und die Monumentalität des Flughafengebäudes zu relativieren.
Durch Verwendung von Kreis und Oval wird mit großer Leichtigkeit und wie selbstverständlich das Flughafengebäude und die ehemaligen Landebahnen in die Parklandschaft integriert. Die Kreisform, aus dem Flughafengebäude heraus abgeleitet, wird gebildet durch einen kleinen Deich im Umfang eines Viertelkreises, sowie die Kreisform vollendende Wege.
Der Entwurf greift die Einmaligkeit des Areals auf und steigert sie in die Parklandschaft hinein. Er ist nur auf dem Tempelhofer Feld denkbar und damit einzigartig für den Ort und unverwechselbar.
Die räumliche Grundstruktur sorgt für Kontinuität und integriert die wesentlichen Elemente: das Flughafengebäude, die beiden Landebahnen und als neues Element, das Felsenmonument. Damit wird eine neue Landmarke gesetzt, zugleich ein Monument, ein Kletterfelsen und ein Denkmal für die Humboldtbrüder.
Der Deich, der den Kreis räumlich definiert, beginnt auf Geländehöhe und verbleibt in dieser Höhe während das natürliche Gefälle des Geländes nach Westen weiter sinkt. Er schiebt sich damit aus dem Gelände heraus. Szenographisch werden durch die sich verringernde Höhe Blicke aus unterschiedlichen Perspektiven ermöglicht.
Parallel dazu wird ein Ha-Ha, ein klassisches Element der Gartenkunst, eine abgesenkte Grenze (wie vor dem Schloss Bellevue), genutzt, um bei Bedarf den Bereich eingrenzen zu können ohne Zäune zu setzen.
Der Entwurf wird der Bedeutung des Ortes für die Gesamtstadt gerecht und vernetzt sich zugleich mit den Strukturen der Nachbarschaften. Das Tempelhofer Feld wird „als Spinne im grünen Netz“ gesehen. Mehrere neue Wege vernetzen das Areal mit den benachbarten Grünflächen.
Der Ring besteht aus sich überlappenden ellipsenförmigen Routen. Das schafft eine dynamische Zone, in der kleinmaßstäbliche Nutzungen ihren Platz finden. Hier werden die zahlreichen kleinräumigeren Angebote platziert, wie sie für die tägliche Nutzung gewünscht wurden. Ebenso können hier die Pioniernutzungen, die sich bewährt haben, zukünftig Platz finden. Das Wegenetz ermöglicht auch kleine Rundwege aus den jeweiligen Nachbarschaften.
Die Erschließung und Wegeführung erlaubt ein Nebeneinander von Nutzungen unterschiedlicher Entwicklungszeiten. Die Landebahnen sind die Hauptverbindungen in Ost-West-Richtung. Die nördliche Landebahn wird als zentraler Boulevard gesehen, die südliche mehr als ruhiger, weitgehend leerer Bereich. Die Haupt-Nord-Süd-Verbindung führt von der Lilienthalstraße zur neu geplanten Brücke über die S-Bahn im Süden. Die Hauptwege werden beleuchtet. Sie werden ergänzt durch untergeordnete Wege, die teilweise als Rasenwege ausgebildet werden sollen.
Die Akzentsetzung durch einen Pavillon am Schnittpunkt nördliche Landebahn / Nord-Süd-Weg stärkt den Boulevardcharakter. Der Pavillon ist zunächst als Teil einer Schaustelle "Tempelhofer Feld/Freiheit" mit Ausstellung zur Entwicklung und Café gedacht, später als Ausstellungsgebäude und Café während der IGA und anschließend als Café und Treffpunkt für "Freunde des Tempelhofer Feldes".
Das Erschließungskonzept beruht auf der Idee von Intensivierung und Polarisation. Intensive Bereiche sind eng verknüpft, extensivere Bereiche, insbesondere die zentralen Wiesenflächen, haben nur eine geringe Dichte an Erschließungswegen. So entstehen lebhafte und ruhigere Bereiche in der Parklandschaft.
Ein Wasserbecken mit anschließendem Wasserlauf beginnt am östlichen Rand des Vorfeldes, südlich des Taxiways, vor dem Columbiaquartier und zieht sich dann nach Westen an der Grenze zwischen Vorfeld und Gelände entlang. Damit ergibt sich eine selbstverständliche Abgrenzung zwischen Vorfeld und Parklandschaft. Das anfallende Regenwasser wird jeweils neben dem Vorfeld des Flughafengebäude in zwei separaten Rückhaltebecken vorgereinigt und versickert.
Das Entwurfskonzept setzt sich stark mit der bei den langen Planungs- und Entwicklungszeiten für die Tempelhofer Freiheit erforderlichen prozessualen Entwicklung auseinander. Die Grundstruktur soll für Kontinuität in Raum und Zeit sorgen. Die Parkentwicklung wird in drei Hauptphasen gesehen, die auch auf den Plänen dargestellt sind. Die erste Phase ist der Zeitraum bis zur IGA, Phase 2 in 2017 die IGA selbst und die letzte Phase beginnend nach der IGA.