Haus Erler
DAS DORF IM DORF
Das Haus Erler entsprach einer Bauaufgabe, die wohl immer noch als eine der typischsten, sowie profansten Aufgaben für Architekten verstanden werden kann. D2ie schlichte Erstellung eines Familienhauses mit Nebengebäude inmitten eines Dorfes. Fasziniert von Dorfstrukturen, die ihrem Maßstab entsprechend eine durchaus interessante Ausbildung von Gemeinschaft und Öffentlichkeit aufweisen, wurden Dorfplätze, Hoftypologien von Bauernhäusern dieser Region, Wegräume in die Landschaft und die scheinbar zufällige Komposition von Nachbarschaften zur entwerferischen Motivation.
Der Entwurf versteht sich somit nicht als ein Gebäude, sondern als ein Ensemble aus räumlichen Situationen. Diese Situationen sind vielseitig lesbar und erzeugen Qualitäten, die sich den Bewohnern, wie auch den Passanten erschließen. Der Carport wird zum überdachten Platz an der Straße und bildet den Auftakt für den Eingang in das Wohnhaus.
Der von den Einzelbauten umschlossene Platz wird zum Hofraum und Zentrum des Familienlebens. Hier werden Feste gefeiert, die Pflanztröge mit Brunnenwasser versorgt und die Landschaft genossen, in die sich der Hofraum auf einer Seite hin öffnet. Wiederum kann man den Hof auch als Platz verstehen, auf dem die einzelnen Gebäude zum Stehen kommen und eine Nachbarschaft miteinander eingehen. Dieses Gegenüber spiegelt sich auch in der Ausgestaltung der Fassaden wieder. Zum einen sind die Fassaden am Platz überhöht und zum anderen über ihr Relief und einer Vielzahl von Ornamenten als Platzfassaden wirksam.
Die Grundrisse sind einfach, versuchen aber über die präzise Ordnung die räumlichen Qualitäten des Hofes und ihre Nachbarschaft auch innenräumlich erlebbar zu machen. Der Hauptraum des Wohnhauses orientiert sich dabei ebenfalls auf den zentralen Platz und findet im kleinen Werkstattgebäude sein räumliches Gegenüber. Nur die kräftigen Pfeiler der Fassade, verdeutlichen den markanten Übergang vom Innen zum Außenraum.
DER STEIN
Von Anfang an bestand das Bedürfnis nach einem sinnenhaften Reiz der Oberflächen. Bei der Suche nach einem entsprechenden Material, welches als Teil und als Ganzes diesen Reiz befriedigen konnte, wurde der Ziegel und das Mauerwerk massgebend. Um Transportwege von mehreren hundert Kilometern auszuschließen gingen wir regional auf die Suche und fanden eine alte Ziegelmanufaktur in Nossen bei Dresden. Die Ziegel werden hier noch mit alten Maschinen hergestellt. Uns wurde ermöglicht die Abläufe der Produktion zu justieren. Wir konnten den Wassergehalt der Rohmasse erhöhen, wodurch der Stein formbarer wurde und die Spuren der Herstellung stärker sichtbar. Zudem konnten wir vereinbaren, dass die Gummibänder der Förderanlage nicht gereinigt wurden, was der Oberfläche zusätzliche Kerben und Abdrücke verpasste. Diese Eingriffe hatten für uns den positiven Effekt, der nun nicht mehr vorhandenen Maßhaltigkeit. Jeder einzelne Ziegel wurde zum Einzelstück.
Die Wahrnehmung der Wände war für uns jedoch von Anfang an nicht ausschließlich vom Ziegel definiert, sondern auch über die Fuge. Wir erhöhten das Maß auf 2-3 cm was dem ruralen Charakter, den wir anstrebten, zur Wirkung verhalf. Mit einem wilden Verband, gemauert mit den Lagerseiten als Sichtseite im Normalformat, war das Grundgerüst gefunden.
Neben der Detaillierung von Relief, Stürzen, Kapitellen usw. wollten wir die Dachränder subtiler ausbilden. Aus Kostengründen wurde der Ziegel als 7 – Schlitz hergestellt, was in unseren Augen ein spannendes Potential aufwies. Wir drehten den Ziegel auf die Schlitzseite, je nach Situation als Halb- oder Vollstein und mörtelten diesen Analog der Fugen aus. Zudem wollten wir einen Abschluss als Ziegel, was uns schlussendlich zur Hohlpfanne führte. Nochmals verziert mit kleinen 3x3cm Ziegelstücken, hergestellt aus den Resten der Verarbeitung, wurde der Abschluss entsprechend als Fries gestaltet.