Oberstufenschulanlage Eichi Niederglatt
Ausgangslage
Der Auftrag basiert auf dem Gewinn eines 2-stufigen Wettbewerbes im Jahr 2005. Das erforderliche Raumprogramm für die Schulhauserweiterung bestand aus dem Neubau von 6 Klassenzimmern, 12 Gruppenräumen und diversen Nebenräumen für Material, Abwart etc..
Die kantonalen Vorgaben bez. Raumgrössen und Flächen mussten eingehalten werden, da eine der Kreisgemeinden im Steuerausgleich ist. Dies bewirkte, dass bezüglich Aufenthaltsflächen als Ergänzung zur bestehenden Schulanlage flächenmässig nur noch kleine Erweiterungen realisiert werden konnten.
Im bestehenden Schulhaus waren Eingriffe im Lehrerzimmerbereich, Schulküche und Zeichnungszimmer auszuführen.
Zum Projekt
Der Architekt Walter Schindler hatte vor 25 Jahren die Lage eines späteren Erweiterungsbaues beim Neubau der Schul- und Zentrumsanlage bereits richtig angedacht. Städtebaulich wird damit der eigentliche Zugang zur Schulanlage und die bestehende Hofsituation weiter verstärkt.
Wichtig für dieses Projekt war für uns die Auseinandersetzung bezüglich Materialisierung und Befensterung des neuen Baukörpers. Von Beginn an war klar, dass wir unseren Anbau punkto Fassadenmaterial und Fenstereinteilung nicht gleich wie die bestehende Anlage behandeln wollen. Trotzdem werden mit der Lochfassade und dem Hebeschiebefenster zwei wesentliche Elemente aus dem bestehendem Kontext übernommen, formal aber neu und zeitgemäss interpretiert.
Man sieht: dies ist der Trakt aus dem Jahre 2007.
Auch ein organisatorischer Umstand hat zur Prägung des Projektes beigetragen:
Die gesamte Oberstufenschule wird jahrgangsmässig pro Etage geführt. Man fängt die 7. Klasse im Erdgeschoss an und beendet die Schule in der 9. Klasse im 2. OG. Dieser Aufstieg wird durch die mäanderartig gestaltete Klassenzimmerfassade symbolisiert.
Die 12 Gruppenräume verteilen sich gleichmässig auf die 3 Geschosse. Vollständig auf den Korridor verglast und zugunsten maximaler Flexibilität bewusst nicht direkt den Schulzimmern zugeordnet, dienen sie der gesamten Schule als Arbeitsräume. Jeweils 2 Gruppenräume können über eine Schiebetüre verbunden werden und sind so auch geeignet für grössere Gruppenübungen. Dank einem ausgeklügeltem Informatiksystem mit Notebooks, welche kabellos im gesamten Schulhaus funktionieren, ist ein unabhängiges Arbeiten im gesamten Schulhausareal möglich.
Strukturen
Die Vorarbeiten für die Wahl des geeigneten Fassadenmaterials waren bereits während der Wettbewerbsphase intensiv.
Gesucht war ein Kontrast zum groben Verputz der bestehenden Schulhausanlage. Diese Grobstruktur lebt im Zusammenspiel mit Lichteinfall und -intensität sehr stark und prägt die einfachen Kuben.
Auch die gewählte Glasfaserplatte weist eine Struktur auf. Im Gegensatz zum Verputz ist diese im Material selbst, währenddem die Oberfäche glatt und die Platte leicht transluszent ist. Je nach Einfall des Lichts verändert sich auch beim neuen Anbau der Ausdruck des Baukörpers.
Mit dem Farbton wird das bestehende Farbkonzept mit den warmen Tönen in Richtung orange-rötlich der Schulanlage und des ganzen Zentrums Eichi weitergeführt und ergänzt.
Befensterung
Ähnlich wie bei der Fassadenmaterialwahl ist die Auseinandersetzung mit Form und technischer Umsetzung schon bei der Wettbewerbseingabe erfolgt. Die best. kleinformatigen Hebeschiebefenster haben sich bei den best. Klassenzimmern bestens bewährt. Eine qualitativ gute Durchspülung der Räume mit Frischluft während den kurzen Unterrichtspausen ist ohne mechanische Komfortlüftung nur mit einem solchen System sichergestellt. Gleichzeitig werden die Arbeitssimse durch die Öffnung der Fenster in keinster Weise beieinträchtigt.
Es war für uns von Beginn an klar, dieses Element auch für die neuen Klassenzimmer zu verwenden.
Das Spezielle an der neuen Konstruktion ist, dass sich die festverglasten Teile rahmenlos präsentieren und die Flügel im Gegensatz dazu im wahrsten Sinne umrahmt sind.
Der zusätzlich aufgesetzte äussere Rahmen ist fest und übernimmt im offenen Zustand des Schiebeteils einerseits die Absturzsicherung, andererseits bewirkt er, dass man im offenen Zustand meint, das Fenster sei geschlossen und umgekehrt.
Unterhalt / Nachhaltigkeit
Die GFK Fassadenplatten sind äusserst witterungsbeständig, UV - resistent und praktisch unterhaltsfrei. Mit ihrer einzigartigen optischen Ausdruckskraft bieten sie sowohl ästhetisch wie funktional eine optimal nachhaltige Gebäudehülle. Im Zusammenspiel mit den Hebeschiebefenstern aus Holz-Metall sind hohe Wertbeständigkeit und ein komfortabler Nutzen über Jahrzehnte garantiert.
Wahrnehmungen
Stockwerkübergreifend wurden Betonschotten mit OSB-Schalungsplatten gegossen um eine strukturelle und texturale Verbindung zu den OSB-Leichtbautrennwandelementen der Gruppenräume zu erreichen.
Das Auge, der Tastsinn und das Gehör werden getäuscht: Farbe dient hier einerseits als optisches Verbindungsglied zweier unterschiedlicher Baustoffe, andererseits wirken die quer zur Längsachse gestellten Baukörper in der Blickrichtung als Kontrastelemente zu den warmtonigen Duripanelwänden im Korridor.
Bei der Berührung der Wand könnten die Unterschiede demgegenüber aber nicht grösser sein !
Die Beschichtung selber ist eine mehrschichtige, perlmutthaltige Acrylfarbe, die mit Pinseln aufgetragen und einem Lappen abgerieben wurde. Dadurch wirkt die Oberfläche monolithisch - natürlich und vermittelt nicht den Eindruck einer angestrichenen Oberfläche.
So entsteht ein hochwertiges Spiel zu Holz, Beton, Glas und Kunststoff.
Materialisierung
Bei der Materialisierung legten wir Wert auf neuzeitliche Materialien, welche ehrlich sind, das heisst, sich auch nach dem Verbauen dem Betrachter zu erkennen geben. Auf angestrichene Verputze wird gänzlich verzichtet. Die Aussenwände mit orangen glasfaserverstärkten Platten, die Innenwände und Decken aus Sichtbeton und eingefärbtem, perforiertem Duripanel, die Türen und Rahmen aus Eichenholz, die Böden mit Teppich oder eingefärbtem Hartbeton.
Neben der Ehrlichkeit zeichnet sich diese Materialisierung auch durch eine hohe Wertbeständigkeit aus. Die Investitionen sind zwar höher, als wenn man mit 0815 Materialen operiert, der Unterhalt ist demgegenüber aber um ein vielfaches kleiner. Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt für ein Schulhaus.
Das innere Farbkonzept der Klassenzimmer wird durch die Elemente der Brandschutztüren und der Schreinerarbeiten in Eiche geprägt. Als Kontrast zur Nüchternheit des Sichtbetons bringt die gelb gestrichene Steckwand zum Korridor Farbe in die Zimmer auch für die Schüler ein gelungenes Element, wie eine Umfrage gezeigt hat. Der Teppich wird in einem dunklen Grau ausgeführt, die raumhohen, riesigen Hebeschiebefenster erlauben dies problemlos.
Altbau-Neubau
Der Baukommission war wichtig, dass bezüglich Unterricht kein Gefälle vom Neubau zum Altbau entsteht. Das ging soweit, dass mit dem Akustiker ein bestehendes Schulzimmer ausgemessen wurde und dieser an sich gute Wert von den neuen Klassenzimmern übernommen werden musste. Die ausgezeichneten Erfahrungen mit qualitativ hochwertigen Teppichböden in den bestehenden Schulzimmern bewogen die Bauherrschaft zudem, diese auch für die neuen Klassenzimmer zu fordern.
Für uns ergab sich damit die komfortable Situation, auf weitere Schallabsorberelemente mehrheitlich verzichten zu können. Einzig die rückwärtigen Schränke wurden mit schallabsorbierenden Fronten ausgerüstet.
Das Resultat überzeugt: Die Bedingungen im Neubau sind praktisch identisch mit den best. Klassenzimmern, auch wenn optisch ein völlig anderer Eindruck erreicht wurde.
Umgebung
Von aussen prägnant ist auch die Nottreppenhausanlage, welche nordseitig als freistehende und leicht abgedrehte Sichtbetonkonstruktion mit Passarellen aus Gitterrosten mit dem Neubau verbunden ist. Vollständig mit einem Netz eingepackt dient dieses einerseits der Absturzsicherung, andererseits auch als Hilfe für die Kletterpflanzen, welche den Treppenturm innert einiger Jahre umschlingen und wie ein Baum einen weiteren Akzent setzen wird.
Ein weiteres Augenmerk richteten wir auf die Erweiterung der Veloabstellmöglichkeiten. Man konnte die Bauherrschaft überzeugen, nicht mit dem vorhandenen Parkiersystem fortzufahren sondern anstelle dessen eine Lösung zu finden, welche architektonisch eine zeitgemässe Sprache spricht und nochmals eine Verbesserung der Hofsituation bringt.
Entstanden sind 5 freistehende Überdachungen aus anthrazit eingefärbtem Sichtbeton, die wie auf einem Teppich stehen.
Sie dienen als Erschliessungsfilter für die ankommenden Schüler.