Haus Walther In Malans
Das Auto fahrt nach Hause. Die Strasse ist eng. Links fallt der Weinberg ins Rheintal ab. Rechts eine Kurve, die quer am Hang ansteigt. Bremsen. Im ersten Gang fahrt man langsam ins Villenviertel hinauf. Oben links steht ein roter Turm. Die Farbe tont wie ein Glas Pinot Noir. Das Haus ist ein Turm. Die Profile des Daches sind wie mit dem Messer geschnitten. Nachste Kurve nach links, eigentlich keine Kurve, sondern ein 90° Winkel. An der oberen nordlichen Seite befindet sich die Tur des Hauses und die Box der Garage mit hellsilberner AluminiumTur. Aussteigen. Man streichelt die sanften roten Wellen des Eternit-Kleides. Hinter der Tur sind die Wande hell.
Bei aller Entdeckung, wenn der Schritt in das noch nie Gesehene fuhrt, flimmern die Erinnerungen. Ist man schon auf solche akrobatische und kunstfertige Treppen gestiegen? Eine Treppenrampe führt nach oben, eine
andere nach unten. Die Kupplung der Rampen ist systematisch und fuhrt wie ein Mast durch das ganze Haus.
Es wird mit splitlevels gespielt. Acht Stockwerke entfalten sich. Jeder Raum findet seine Individualitat. Diese Charakterisierung ist an drei Regeln gebunden:
- die Funktion (Zimmer des Sohnes, Zimmer der Tochter, Liebeszimmer der Eltern, eigene Badezimmer,
Esszimmer mit Klavier und Kuche, Dachboden mit Mansarde als Büro, u.s.w.);
die visuelle Unabhangigkeit dieser Raume von dem geoffneten zentralen «Treppenhaus», obschon die Stockwerke frei von Turen bleiben;
die prismatische Modellierung der Raume durch die Individualitat des Fensters. Alle Fenster sind ein Sonderfall. Sie fangen und kontrollieren die Landschaft und die Nachbarschaft.
Der Besucher fuhlt, dass das Haus im freundlichen Einverstandnis zwischen Bauherr und Architekten gebaut wurde. Loos beliebte nooks (petits coins) sind in der Nahe der Quermauer zu finden. Die obere eckformige
Loggia in dem sudlichen Giebel wirkt als der einzige Kamin des Hauses. Dort brennt die Landschaft. Das rote Turmhaus ist die Verneinung des picturesque und die Umarmung der bemalten Figuration.