Stadtraum Bayrischer Bahnhof
Mit der Konversion der Bahnflächen am Bayrischen Bahnhof eröffnet sich für Leipzig die Möglichkeit einen neuen Stadt- und Landschaftraum zu erschließen, einen landschaftlichen Zugang in den Erholungsraum des Südens zu schaffen und zwei bisher getrennte Stadtteile, die Südvorstadt und die Bebauung am 18. Oktober, zu verbinden.
Der Entwurf bildet einen prägnanten Landschaftraum aus, der die „Wildnis“ als Interpretation des infrastrukturell geprägten Raums in die Stadt holt. Vom Zentrum kommend, auswärts fahrend ergibt sich so eine Vorahnung der weiten Landschaft. Die figurative Gestalt des Landschaftsraums gibt den gegenüberliegenden Quartieren eine neue gemeinsame Mitte und - ein Stück Freiheit von der Stadt.
Ein Prinzip der räumlich-programmatische Staffelung strukturiert den neuen Stadt- und Landschaftsraum und bildet vielförmige Nahtstellen. Die ökologisch-infrastrukturelle Mitte wird mehrfach gerahmt: ein programmierter Parkrand (die Fassung), die Bebauungsstruktur der Parkreihe (eine Punkt- und aufgelöste Riegelbebauung) gefolgt von Blockrandbebauung. Diese unterschiedlich durchlässigen Schichten bilden vielfältige visuelle und physische Verbindungen zum Park aus. Die Berührungsfläche und der Austausch zwischen Stadt und Landschaftraum werden maximiert.
Städtebauliches Konzept. Der Entwurf bildet neue stadträumliche Kanten zum Landschaftsraum aus. Er spannt einen Raum zwischen zwei Seiten und zwei Punkten auf, dem Bayrischen Bahnhof als Tor zum Stadtzentrum und einen Hochpunkt als Markstein am Übergang zur ruderalen Landschaft an der geplanten Brücke Steinstraße.
Stadtstruktur und Parkraum reagieren organisch aufeinander. Durch Aufweitungen und Einengungen, welche die Linearität der infrastrukturellen Linie der Bahn umspielen, werden Freiraum, Stadtkante und Stadtraum rhythmisiert. Aktion, Aufweitung des Parks, Vordrängen der Bebauung, und Reaktion, Zurücktreten der Stadtkante, Verbreiterung der Fassung, sind funktional motiviert; sie tragen dem offen liegenden Trog Rechnung oder markieren Eingänge.
Auf der durch gründerzeitliche Blockstrukturen geprägten Westseite wird der Parkraum durch eine aus der Stadtstruktur entwickelten neuen Gebäudekante formuliert. Auf der historisch offenen Seite und jetzt durch Scheiben, Punkthochhäuser und einem durchlaufenden Freiraum geprägte östliche Seite bildet eine präzise geführte Baumkante den Abschluss. Einzelne besondere Gebäude ergänzen den Bestand. Denkmalgeschützter Lokschuppen und Kohlrabizirkus werden durch ein Solitärgebäude zum Ensemble welches an die Kante hervortritt und die Schnittstelle Semmelweisstraße/S-Bahnhaltestelle markiert.
Im Bereich der Arndtstraße legen sich die Nord-Süd Bänder der Südvorstadt um die Parkweitung, die Kapriole des Straßenrasters (Verzweigung Lößringer Straße, Kohlenstraße) mit einbeziehend. Räumlich wird die Dehnung des Rasters in einen fließenden, quasi „englischen“ Raum überführt, der der gründerzeitlichen Struktur einen neuen landschaftsnahen Abschluss gibt.
Die Media City wird durch eine neue zum Park und Haltepunkt gerichtete Kantenbildende Vorderseite ergänzt, die die Maßstäblichkeit der hinter da liegenden Blockstruktur widerspiegelt.
Hochpunkte markieren wichtig Übergänge vom Stadtraum in den Park und stärken die westliche Kante. Sie stehen im Dialog mit der durch Hochpunkte geprägten gegenüberliegenden Seite.