Vertical Museum
Ausgangslage
Regensberg, eines der 5 Zürcher Landstädtchen, liegt im Unterland am östlichen Ausläufer der Jurakette. An höchster Stelle liess der Gründer um 1245 den Rundturm erstellen, welcher bis heute sowohl den Grossbrand von 1540 wie auch die diversen Belagerungen und Verwüstungen im 15. Jh. überstand. Nach den heftigen Blitzeinschlägen von 1766 wurde auf die Erneuerung des Turmhelms verzichtet. Rekonstruktionsgesuche musste die Denkmalpflege in der Neuzeit mehrmals ablehnen. Die ältesten Balken weisen übrigens ein Fälldatum von 1376 auf, die ältesten Treppenelemente sind bereits über 250 Jahre alt. Die letzten baulichen Eingriffe erfolgten vor ungefähr 120 Jahren, als das Schloss zu einem Kinderheim umgenutzt und der Turm der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Diverser Unterhaltsbedarf war überfällig, löste in der Folge aber ein Projekt aus, welches, nebst der sanften Renovation, auch die bis heute fehlenden Informationen über das Landstädtchen, den Turm als ältestes Bauwerk der Gemeinde, aber auch zur Geschichte der Stiftung Schloss Regensberg vermittelt.
Konzept Sanierung und Umnutzung
Infolge enger Platzverhältnisse im Turminnern wurden die Informationen auf das Wesentliche reduziert. Die Präsentation erfolgt durch einheitlich dimensionierte Panelen wie auch mit Monitoren. Aus den Recherchen entstanden sehr umfangreiche Grundlagen der Historiker, welche in einem Buch umfassend verarbeitet wurden. Der in Regensberg ankommende Besucher wird auf dem Weg zur Oberburg mittels Aussentafeln über die Geschichte und die Ausstellung im Turm vororientiert.
Von allem Anfang an war klar, dass auf Grund des Klimas im Turminnern Informationen und Bildmaterial auf Glas gedruckt und von hinten beleuchtet werden soll. Die Lichtplaner nutzten diese Ausgangslage und beschränkten die allgemeine Beleuchtung auf diese indirekten Lichtquellen. Alle erforderlichen einzulegenden Installationen sind in einer Steigzone integriert und in den mit rohem Drahtnetz verkleideten Balkenlagen montiert.
Der Zustand der Turminnenwände wurde nach der Reinigung unverändert belassen. Die Wandoberflächen aber auch die räumliche Qualität der einzelnen Geschosse sind unterschiedlich und kamen dem Konzept, pro Geschoss ein bestimmtes Thema zu dokumentieren, sehr entgegen. Sämtliche Einbauten, Absturzsicherungen, Vitrinen und Panels sind mit rohem Stahl schnörkellos und zeitgemäss konstruiert.
EG Thema: Das Leben im Mittelalter
Markantester Eingriff ist der neu geschaffene Ausgang durch die 3m dicke Aussenmauer. Durch die Verlegung der Drehkreuze in die Wanddurchbrüche konnte viel Platz gewonnen und das nachfolgende Geschoss völlig frei gestaltet werden. Mit einem Bodenschlitz wurde die Felsschicht freigelegt auf welcher der Turm fundiert ist. In den aus monolithisch gehauenen Naturstein-Nischen konnten die wenigen vorhandenen Fundstücken aus dem Mittelalter in filigran entwickelten Vitrinen ausgestellt werden.
- OG Thema: Die Freiherren von Regensberg, die Grafen von Habsburg und die Zürcher Landvögte
Auf diesem Geschoss kommt das archaisch anmutende, teilweise verputzte Mauerwerk stark zur Geltung. Ursprünglich war der Raum bis zum Turmboden offen und könnte als Kerker gedient haben. Der Turmzugang befand sich im Mittelalter im 2. OG.
2.+3. OG Thema: Regensberg 1798 bis heute
In diesen beiden Geschossen sind die ältesten Holzkonstruktionen nachgewiesen. Um den Eindruck der Treppenanlage und Balkenlagen ungeschmälert einwirken zu lassen, wurden die beiden Geschosse optisch verbunden, das Ausstellungsgut zu Gunsten der Raumwirkung reduziert. Ausserhalb der Zirkulationszone kann von einer „Kanzel“ viel Informatives zum Thema an einem Monitoren betrachtet werden. Dieser bauliche Eingriff führte auf der anderen Seite zum Verzicht von historisierenden Treppengeländern als Absturzsicherung.
- OG Thema: Geschichte und Entwicklung der Stiftung Schloss Regensberg
Von der Erziehungsanstalt zum Sonderschulheim mit Berufsvorbereitung zeigt die Entwicklung der letzten 125 Jahre. Die Informationen werden durch eine weitere Bildschirm-Präsentation ergänzt. Nahezu unbemerkt haben die zugezogenen Steinmetze die alten hässlichen Regenwasserabläufe der Zinne in den Mauerabsatz eingebettet.
- OG Thema: Turmhelm, das Unglück von 1766 und das 9-monatige Provisorium des Spitzhelmes
Dieses letzte Geschoss liegt bereits im Bereich des Ende 18. Jh. eingezogenen Gewölbes für die Zinne. Die Bildschirmpräsentation geht auf den Brand von 1540, aber auch auf das Ende des Turmhelmes ein. Warum das Provisorium der Höhepunkt der 750-Jahre-Feier wurde und wieso ein erneuter Versuch zur Rekonstruktion des Spitzhelmes eine erneute Abfuhr durch die Denkmalpflege erfuhr erfährt man auf diesem Geschoss wo auch in einer speziellen Vitrine das Modell des Turmhelmes 1994 gezeigt wird.
Flachdach/Zinne, Aussicht in die Neuzeit
Mit dem Betreten der Zinne wird man endgültig mit der Neuzeit konfrontiert. Mit dem neuem Turmaufgang wurde ein Bezug zum inneren Freiraum der Oberburg hergestellt. Die Materialisierung mit Fiberglas sowie die Volumetrie erinnert aber auch an ein Schneckengehäuse, dessen versteinerte Formen auch in den Zinnenabdeckungen zu entdecken sind. Diese zeitgemässe Interpretation des wettersicheren Ausstiegs auf die Zinne wird ergänzt durch die Absturzsicherungen in Glas und den Orientierungstafeln der verschiedenen Ausblicke.