New Building of the Catholic Provost Parish Church
Finalista al concorso "New Building of the Catholic Provost Parish Church, St.Trinitatis, Leipzig"
Städtebau
Der Nutzung einer Kirche angemessen akzentuiert sich der Baukörper als Solitär im Stadtraum. Der Neubau nimmt die Baufluchten am Martin-Luther-Ring und am Peterssteinweg auf und bildet die wichtige und ausreichend starke Raumkante zum Wilhelm-Leuschner-Platz aus. Die Platzierung des Kirchturms am Martin-Luther-Ring Ecke Peterssteinweg erhöht die Präsenz im Stadtraum und unterstreicht die stadträumlich bedeutsame Achse zwischen dem neuen Rathaus, Windmühlenstrasse und dem Deutschen Platz. Gleichzeitig behauptet sich der Neubau gegenüber dem nördlich gelegenen großvolumigen Neuen Rathaus. Die S-förmig geschwungene Gestalt des Baukörpers erzeugt einen einladenden Vorplatz am Martin-Luther-Ring und einen geschützen und ruhigen Bereich für Versammlungen und Treffen der Gemeinde nach den großen Sonntags- und Feiertagsmessen an der Nonnenmühlgasse.
Architektur
Der skulpturale Kirchenbau wird durch eine rippenartige, geschuppte Gebäudestruktur gebildet, die gleichzeitig als tragende Struktur sowie zur Erzeugung von Lichträumen für die hallenartigen Gebäudebereiche des Kirchenraums, des Foyers und des Saals dienen. Die lamellenartige Fassade filtert das Licht und versorgt die Innenräume mit indirektem Tageslicht wobei gleichzeitig, die für einen Kirchenraum gewünschte Introvertiertheit entsteht. Der Glasanteil der Fassade wird auf das zur Belichtung notwendige Maß minimiert. Die oben beschriebene rippenartige Gebäudestruktur wir durch größere, geschlossene Fassadenbereiche insbesondere bei den Nebenräumen der Gemeinde und im Wohnbereich strukturiert. Die Gemeindeanordnung im Kirchenraum wird als offenes Circumstantes vorgeschlagen, wobei das direkte Gegenübersitzen weitestgehend vermieden wird. Die Orgel wird als dritter „Verkündungsort“ neben Altar und Ambo für die Gemeinde deutlich sichtbar positioniert.
Erschließung
Der Eingang zur Kirche befindet sich gut auffindbar entlang der Hauptfußgängerströme am Martin-Luther-Ring Ecke Peterssteinstrasse. Der Kirchenvorraum dient als Begegnungsraum und als Puffer zur Straße und bereitet den Eintretenden auf den sakralen Raum vor. Über den Kirchenvorraum erreichen die Besucher und Gläubigen die Empore sowie den eigentlichen Kirchenraum. Das Gemeindefoyer, das sich für den Besucher licht und offen präsentiert, kann sowohl vom Martin-Luther-Ring aus über einen Vorplatz als auch über den geschützten ruhigen Platz an der Nonnenmühlgasse erschlossen werden. Der rückwärtige, geschützte, ruhige Platz an der Nonnenmühlgasse ist für Versammlungen und Treffen der Gemeinde nach der Sonntagsmesse vorgesehen. Vom Foyer aus sind außer den Gemeinderäumen auch die Kirchenräume angebunden. Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt von der Nonnenmühlgasse und ist als Kreislauflösung geplant.
Funktionen
Kirche und Kapelle sowie Gemeindesaal und Foyer sind jeweils benachbart angeordnet und flexibel zusammenschaltbar. Bei Bedarf bietet die Gebäudestruktur auch die Möglichkeit alle vier Bereiche zu einem zusammenhängenden Raum zu koppeln und so für größere Veranstaltung zu nutzen. Durch flexible Flächennutzung können zusammenhängende Raumzonen geschaffen werden, die für verschiedenste Zwecke, z.B. für Musik- oder Vortragsveranstaltungen, genutzt werden können. Der Entwurf bietet eine sehr hohe Flexibilität bei der Nutzung des Hauses. Während sich der Eingang der Kirche im vorderen Teil des Baukörpers zum Martin-Luther-Ring orientiert und das Foyer sich sowohl zum vorderen als auch zum rückwärtigen Bereich hin öffnet, sind die Gemeinderäume, die Verwaltung und die Wohnräume im hinteren Teil hauptsächlich zur abgeschirmten, ruhigen Nonnenmühlgasse ausgerichtet. Die Gemeinderäume befinden sich auf der Eingangsebene. Von hier aus sind die Wohnungen in den oberen Geschossen und die Verwaltung sowie die Tiefgarage im darunter liegenden Geschoss über eine Vertikalerschließung direkt angebunden. Aufgrund der vorhandenen Topographie und des leicht modifizierten Geländeverlaufs kann der im westlichen Wettbewerbsgebiet geplante Verwaltungstrakt natürlich belichtet und belüftet werden.
Tragwerk
Das Tragwerk der Kirche besteht aus einer dichten Abfolge geschuppt hintereinander stehender biegesteifer Rahmen. Diese geometrisch ähnlichen Elemente sorgen für den vertikalen Lastabtrag und verfügen über ausreichende Steifigkeit zur Aufnahme der Windlasten in Querrichtung. Durch schubsteife Kopplung mit den jeweiligen Nachbarelementen und die Richtungsänderungen der Rahmenachsen im Grundriss entsteht ein räumliches Tragwerk großer Stabilität, das in der Lage ist auch die Kräfte in Längsrichtung aufzunehmen.
Nachhaltigkeit
Als Baumaterialien sollen ausschließlich langlebige, in der Produktion, im Betrieb und in der Entsorgung energieschonende Stoffe mit günstiger Schadstoffbilanz (z.B. Holz, ökologische Dämmstoffe) eingesetzt werden. Wiederverwendbarkeit der einzelnen Materialien oder Trennbarkeit zur Entsorgung im Falle eines Abrisses müssen berücksichtigt werden. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass Lösungsmittel in Farben und Anstrichen völlig vermieden werden sollten. Ziel ist es mit einem hohen Wärmedämmstandard und den zu erwartenden internen Wärmegewinnen (Personen, Beleuchtung, Geräte) nur eine Niedertemperatur-Flächenheizung einzusetzen. Dies ermöglicht es im Bereich der Versorgung regenerative Energiequellen (Sonne, Erdreich) vorzusehen. Eine thermische Schichtung des hohen Raumes führt zu einer drastischen Reduzierung des Heizenergiebedarfs. Sonne u.a. genutzt in Form eines Solarkamins soll eine natürliche kontrollierte Lüftung sicherstellen, gepaart mit regenerativen Energien (z.B. Geothermie) und einer optimierten Nutzung von energieneutralem Tageslicht. Das entwickelte Gebäudekonzept sieht eine optimierte Gebäudestruktur vor, gepaart mit einer innovativen Versorgungsstruktur, in welcher regenerative Medien optimiert eingesetzt werden. Die gewählte Konstruktion gewährleistet den Lärmschutz nach außen und wirkt sich günstig auf das Raumklima im Inneren des Gebäudes aus. Insgesamt gesehen wird ein zukunftsweisendes und zeichensetzendes Gesamtkonzept vorgeschlagen, das bei minimalem Energieverbrauch und damit minimierten CO2-Ausstoß ein Optimum an visuellem und thermischem Komfort bietet.